WEC / ELMS / ALMS: …und um die Zukunft des Prototypensports geht es auch

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David gegen Goliath: Die Audis werden auch künftig den anderen Prototypen in der WEC davonfahren. © PSTU

Das Feedback auf meinen Artikel zur Zukunft des GT-Sports (vielen Dank dafür!) hat gezeigt: Auch über die Zukunft des Prototypensports sollte man sich Gedanken machen! Drei Tatsachen: 1. In der WEC fahren 2012 und (wohl) 2013 mit Audi und Toyota nur zwei Werke um Gesamtsiege mit, 2. die superspektakulären LMP1-Prototypen von Rebellion sowie die von Strakka, JRM und Muscle Milk eingesetzten HPD ARX 03a-Honda sind in der Weltmeisterschaft, sportlich gesehen, nur (teueres) Beiwerk und 3. in den kontinentalen Meisterschaften als Unterbau kriselt es gewaltig.

Fangen wir mit dem letzten Punkt an: Auf der Starterliste für die 6 Stunden von Donington am kommenden Wochenende stehen gerade einmal 18 Fahrzeuge (die Gerüchteküche meldet gar nur 15…), immerhin 12 davon sind jedoch LMP2-Prototypen, die in der europäischen Le Mans Serie (ELMS) den Status der „Großen“ innehaben. Der Ausgang des Rennens ist absolut offen – Spannung garantiert!
Anders in der amerikanischen Le Mans Serie (ALMS): Dort sicherten sich am letzten Wochenende Luca Luhr / Klaus Graf auf Muscle Milk-HPD ARX 03a-Honda LMP1 den Sieg beim Rennen in Lime Rock, wobei sie nach behobenen technischen Problemen einen Vier-Runden-Rückstand aufgeholt hatten. So toll das auch klingt: mit sportlicher Ausgeglichenheit hat das nichts zu tun! Hier sollte man zweifellos den vernünftigen Weg gehen, und durchweg, in ELMS und ALMS (sowie der wahrscheinlichen asiatischen Le Mans Serie ab 2013), die wesentlich preisgünstigeren LMP2-Rennwagen (jährliches Budget pro 1-Wagen-Team: ca. 4 Mio. Dollar) die Siege unter sich ausmachen lassen.

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Attraktive Basis: In der LMP2-Klasse wird spannender Langstreckensport geboten. Ob es außer dem Rennen in Donington noch weitere ELMS-Rennen in 2012 geben wird, bleibt indes abzuwarten. © PSTU

Die privaten LMP1-Teams aus der WEC, zu denen aktuell auch noch die erneut vor dem Bankrott stehende Pescarolo-Mannschaft gehört, leben von Sponsorengeldern und Paydrivern sowie den Punkteplatzierungen in der LMP1-Teammeisterschaft. Weil das sportlich auf der Strecke aber belanglos ist – das eindeutige, erneute Appell: Macht die Autos regelementsseitig schneller! Bei den 24 Stunden von Le Mans betrug im Qualifying der Abstand zwischen dem Audi auf Pole und dem Strakka-HPD als schnellstem „Best Of The Rest“ knapp sechs Sekunden, das muss man nicht weiter kommentieren…

Bis auf Weiteres kommen nur Audi und Toyota für Gesamtsiege in der LMP1 in Frage und nur Porsche steht ab 2014 als weitere Marke in den Startlöchern – das sind Tatsachen. Und große Chancen für die kontinentalen LM-Meisterschaften: Die LMP2-Boliden sind nahezu durchweg siegfähig, die Rennen spannend. Die Gerüchteküche besagt für 2013 20 bis 25 LMP2 jeweils in ELMS und ALMS – das wäre ja schon mal was. Schwierig wird eher sein, ein interessantes GT-Feld an den Start zu bringen: Für Donington sind gerade einmal vier GTE-Fahrzeuge gemeldet, die Öffnung der ELMS für GT3-Fahrzeuge wurde bislang von keinem einzigen Team wahrgenommen.

Ein Kommentar

  • In den Zeiten knapper Euros und Dollars wird sich der internationale Motorsport gesund schrumpfen müssen – oder anders gesagt: Die Vielfalt nationaler und internationaler Meisterschaften mit unterschiedlichsten technischen Regularien, sei es im Formel-, im Prototypen/GT- oder im Tourenwagen-Sport, hat langfristig keine Überlebenschance. Beim heutigen Wildwuchs von Meisterschaften kennt nur noch der Experte die Unterschiede zwischen GP3 und AutoGP oder zwischen GT3-, GTC- und GTE-Klasse, das ist für den normalen Fernsehzuschauer und auch (noch wichtiger) für den „normalen Sponsor“, der den Motorsport als Plattform für die Vermarktung seiner Produkte nutzen will, nicht mehr nachvollziehbar.
    Deshalb sollte die FIA einen dicken Strich ziehen, der da heisst: LMP1 Klasse mit aufwendigen Prototypen nur noch auf WM- (WEC-)Ebene, alle nationale Meisterschaften fahren mit der LMP2, und das alles ohne GT Fahrzeuge und ohne zusätzliche LMP-C. Die GT Fahrzeuge fahren eine Sprint- und eine Endurance-Serie ohne FIA Prädikat unter SRO mit dem GT3-Reglement, alles andere (GT1, GTE, GTC) wird gestrichen. Alle nationalen GT Meisterschaften fahren auch nach GT3-Reglement.