WEC: Audi-Ausstieg und Vorschau auf Shanghai

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Letzter Sieger: Duval / di Grassi / Jarvis siegten in Spa. Der letzte Audi R18 Hybrid wird nicht als einer der schönsten Rennwagen in die Geschichte eingehen… © PSTU

Nach 18 Jahren verkündet Audi seinen Rückzug aus dem internationalen Langstreckensport, der 13-malige Le Mans-Sieger kehrt der WEC den Rücken und fokussiert sich – auf die Formel E! Diese Meldung, in der die Prototypen-WM mit einem Jahresetat von rund 250 Mio Euro mit der Hatz elektrifizierter Seifenkisten (Etat: ca. 10 Mio Euro) gleichgestellt wird, dominierte die Sportwagen-Szene vor dem kommenden WEC-Lauf in Shanghai.
Das Gerücht lag ja schon länger in der Luft – dass der Ausstieg quasi von heute auf morgen am Ende der laufenden Saison erfolgt, überrascht schon. Klar ist aber auch: Der Volkswagenkonzern ist wegen dem Abgasskandal mächtig unter Druck und es gilt, Geld einzusparen.

Für die WEC ist der Audi-Ausstieg freilich eine desaströse Entwicklung: Neben Porsche und Toyota wird 2017 voraussichtlich nur der privat eingesetzte Kolles die LMP1-Fahnen hochheben. Das Rebellion-Team hat bekanntlich für 2017 seinen nachvollziehbaren „Abstieg“ in die LMP2-Klasse bekanntgegeben.
Wenn die Zeichen auf Sturm stehen, werden die Unkenrufe bzgl. „zu komplex und zu teuer“ lauter – aber reden wir mal Klartext: Die Langstrecken-WM in ihrer aktuellen Form ist die zeitgemäßeste Form von professionellem Motorsport! Die Effizienz der Fahrzeuge beherrscht das Konzept, die WEC setzt sich aktiv mit Elektrifizierung des Automobils auseinander.
Trotzdem sollte sich die Rennserie jetzt einem Plan B haben – bevor der Motorsport der Zukunft bereits jetzt sein jähes Ende findet. Ob das Aufrüsten in immer größere Megajoule-Klassen wirklich sein muss, sei dahingestellt. Hybrid: definitiv ja – aber bitte alles Rahmen!
Der Ausstieg von Audi sollte auch dafür genutzt werden, den unzeitgemäßen Diesel-Antrieb aus dem Reglement der Sportwagen-WM zu verbannen. Für wie viel Diskussionen die BoP zwischen Benzinern und Selbstzündern in der Audi-Ära doch gesorgt hat…

Aus der Sicht der Langstreckenfans ist das Plädoyer klar: Wir haben jahrelang auf eine spannende echte Sportwagen-WM gewartet – warum sollte sie jetzt schon wieder zu Ende sein? In der Gruppe C-Ära war die Markenvielfalt übrigens auch nicht größer…

Der Stand vor Shanghai:
In der WEC geht es in den verbleibenden 2 Rennen noch um sehr viel – dass dabei aber Audi einen versöhnlichen Abschluss seiner LMP1-Ära hinbekommen wird, ist eher unwahrscheinlich: Bei den Fahrern führen aktuell die Le Mans-Sieger Lieb / Jani / Dumas mit 140 Punkten vor dem beim letzten Lauf in Fuji siegreichen Toyota-Trio Kobayashi / Conway / Sarrazin (117 Punkte). Erst auf Rang 3 folgen die Audi-Piloten Duval / di Grassi / Jarvis (111,5 Punkte), die den einzigen Audi-Sieg 2016 in Spa einfahren konnten.
In der Herstellerwertung führt Porsche mit 263 Zählern vor Audi (204) und Toyota (174).

WEC im Fernsehen:
Die letzten rund zwei Rennstunden des WEC-Rennens in Shanghai sind am kommenden Sonntag, 6.11. ab kurz nach 8 morgens auf Eurosport für jedermann verfolgbar.

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Letzte Weltmeister: Tom Kristensen / Allan McNish / Loïc Duval waren 2013 erfolgreich. © PSTU