WEC Spa: Audi-Sieg auch im 2. Rennen

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Spannend: Lotterer / Fässler / Treluyer siegten für Audi. Im Ziel hatten sie 13,4 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Porsche von Lieb / Jani / Dumas. © PSTU

Ist es die Erfahrung oder die Strategie? Wohl eine Mischung aus verschiedenen Indikatoren, die im Langstreckensport von Bedeutung sind – jedenfalls triumphierte Audi auch beim zweiten Lauf zur FIA WEC 2015. Und das, obwohl es für Porsche in Spa alles andere als schlecht ausgesehen hatte: Bereits bei nassen Verhältnissen am Donnerstag hatte Porsche das Geschehen an der Spitze dominiert und auch das Qualifying war klar in Porsche-Hand: 3-fach Pole für Weissach! Unter diesen Vorzeichen muss man die Favoritenrolle für das Rennen annehmen.

Bereits in der Anfangsphase des durchweg trockenen Rennens war Nick Tandy im #19 Porsche LMP1 ausgerechnet mit einem der Manthey-Porsche aus der GT-Klasse kollidiert und musste die Box für einen Reparaturstopp ansteuern.
Nach 1:35 h wurde #17 beim Boxenstopp mit Timo Bernhard am Steuer mit Problemen an der Aufhängung in die Garage zurückgeschoben, nach einigen Minuten konnte es weiter gehen.
Da war es nur noch einer in aussichtsreicher Position: #18 mit Romain Dumas am Steuer konnte übernehmen und führte im Folgenden vor einem Audi-Trio im ersten Renndrittel.

Ende der dritten Rennstunde entbrannte ein leidenschaftlicher Kampf zwischen Andre Lotterer und Marc Lieb – der sich 1:10 h vor dem Ende zuspitzte, als es zwischen Benoit Treluyer, der #7 Audi übernommen hatte, und Lieb „Lackaustausch“ gab. Audi konnte die Führung übernehmen, während Lieb den 919er an Neel Jani übergab. 40 min vor dem Ende überholte Jani den Audi ausgangs Eau Rouge, weil Audi aber den letzten Tankstopp deutlich länger als Porsche hinauszögern konnte, war das Ergebnis nach 6 Stunden verhältnismäßig deutlich.

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Schwarzes Wochenende: Kazuki Nakajima kollidierte im freien Training Ende der Kemel-Gerade mit dem Audi von Oliver Jarvis und zog sich einen Wirbelbruch zu – die amtierenden Weltmeister Davidson / Buemi waren also wie in der zweiten Saisonhälfte des Vorjahrs wieder als Duo unterwegs. Im Rennen war #2 von Wurz / Sarrazin / Conway bester Toyota auf Gesamtrang 5 – mit 3 Runden Rückstand auf die Sieger! Entweder die Japaner sind wirklich so langsam – oder in Le Mans kommt die große Überraschung… © PSTU

Keine WEC-Saison ohne BOP-Diskussionen – die aktuell besonders in den GT-Klassen geführt wird: Die Aston Martin sind in den Augen der Konkurrenz bevorteiligt, Corvette-Pilot Paolo Rubertti setzte nach dem Qualifying einen Tweet ab: „We did our best…but the Aston is too fast!!“.
Immerhin konnte Ferrari-Pilot Gimmi Bruni (#51 AF Corse-Ferrari) in der letzten Rennstunde sowohl Alex MacDowall, als auch später Fernando Rees auf der Strecke überholen – zuvor hatte deren rot-gelber Aston Martin das Rennen in der GTE PRO-Klasse dominiert. Wären den AF Corse-Mechanikern beim Boxenstopp nicht die Reifen davongekullert, hätte Bruni gegen Ende nicht zu einer 60 Sekunden-Zeitstrafe hereinkommen müssen und das Rennen wohl auch gewonnen.
Durch das Missgeschick der Ferrari-Mannschaft fuhren die beiden Manthey-Porsche von Makowiecki / Lietz sowie Müller / Estre auf das Podium, Bruni / Vilander wurden dahinter auf Rang 4 gewertet.

In der GTE AM-Klasse siegte ebenfalls Aston Martin in Form des Trios Dalla Lana / Lamy / Lauda.

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Farbenfroh: In den GT-Klassen ging es wie gehabt eng zur Sache. Nach dem Ferrari-Sieg in Silverstone setzte sich in Spa Aston Martin in der LMGTE Pro-Klasse durch. © PSTU

Der neue 3 Tage-Terminplan hat mich aus Beobachter-Sicht insbesondere am Freitag, dem zweiten Tag des Events, nicht überzeugt. Ein einstündiges Training um 14:00 und die Qualifyings von 18:00 bis 19:00 Uhr lassen, positiv ausgedrückt, viel Zeit für leckere belgische Pommes und Waffeln.

Und jetzt kommen am 13. / 14. Juni die 24 Stunden von Le Mans – und sind wir ehrlich: Über das tatsächliche Kräfteverhältnis in der WEC können wir nur spekulieren. Die zahlreichen Problemchen, mit denen alle LMP1-Teams in Spa zu kämpfen hatten, zeigen aber auch, dass der Faktor Zuverlässigkeit über die 4-fache Renndistanz noch größere Bedeutung haben wird.

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Traum aller Frauen: Die Proton-Box war dank Patrick Dempsey stark umlagert. Im Rennen wurde der Fernseharzt gemeinsam mit Pat Long und Marco Seefried nach dem einen oder anderen Ausrutscher fünfter in der GTE AM-Klasse. © PSTU

Ergebnis 6 Stunden von Spa 2015 (2. von 8 Läufen zur WEC):

1. #7 Audi R18 e-tron quattro – FÄSSLER / LOTTERER / TRÉLUYER 176 Runden
2. #18 Porsche 919 Hybrid – DUMAS / JANI / LIEB +13.424 sek
3. #17 Porsche 919 Hybrid – BERNHARD / WEBBER / HARTLEY +1 Runde
4. #9 Audi R18 e-tron quattro – ALBUQUERQUE / BONANOMI / RAST +2 Runden

9. #38 Gibson-Nissan – DOLAN / EVANS / TINCKNELL +15 Runden (1. LMP2)
10. #28 Ligier-Nissan – YACAMAN / DERANI / GONZALEZ +16 Runden (2. LMP2)

16. #99 Aston Martin Vantage – MACDOWALL / REES / STANAWAY +25 Runden (1. LMGTE Pro)
17. #92 Porsche 911 RSR – MAKOWIECKI / LIETZ +25 Runden (2. LMGTE Pro)
18. #91 Porsche 911 RSR – MÜLLER / ESTRE +25 Runden (3. LMGTE Pro)
19. #51 Ferrari F458 Italia – BRUNI / VILANDER +25 Runden (4. LMGTE Pro)

24. #98 Aston Martin Vantage – DALLA LANA / LAMY / LAUDA +28 Runden (1. LMGTE Am)
25. #83 Ferrari F458 Italia – PERRODO / COLLARD / AGUAS +28 Runden (2. LMGTE Am)

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Full Speed Ahead: Mit einer zurückgelegten Distanz von 1232 km war das Rennen in Spa das schnellste 6 Stunden-Rennen aller Zeiten! © PSTU