Blancpain Endurance Spa: Crash-Protokoll und Audi-Sieg

audi-sieg 24 spa 2014

Sieg für das schnellste Auto: Der Audi mit Vanthoor / Winkelhock / Rast war auch dank starken Fahrern überlegen. P2 für Luhr / Werner / Paltalla und MarcVDS-BMW. © Brecht Decancq

Wie sich die Schilderungen ähneln: In der Analyse der 24 Stunden auf dem Nürburgring war der Fokus auf den heftigen Unfällen im ersten Renndrittel. Dass die 24 Stunden von Spa hier noch einen draufsetzen sollten, ist ein Grund nachdenklich zu sein und nicht sofort zum Daily Business zurückzukehren.

Nach 90 Minuten krachte es das erste Mal heftig: Vyacheslav Maleev nahm den inneren Kerb der Eau Rouge zu eng und schlug mit seinem SMP Russian Bears-Ferrari ausgangs der Kurve aller Kurven hart in die Reifenstapel ein.
Noch innerhalb der folgenden 20-minütigen Safety-Car-Phase die nächste hässliche Szene: Aus noch unbekannter Ursache crashte Tim Mullen im von Ryan Racing-McLaren in der megaschnellen Blanchimont in den Reifenstapel.
Nach dem folgenden Safety Car-Restart gerade einmal eine Runde unter grün – ehe auch Karim Ojjeh im 15 Boutsen-McLaren ein Opfer der Eau Rouge / Radillon wurde.
Unmittelbar nach dem dritten Restart dann ein Massencrash in der Radillon, der Andrew Howard im Beechdean-Aston Martin, Tim Müller (GT Corse-Ferrari), Alex Demirdjian (Boutsen-McLaren 12C), Andrew Danyliw (AF Corse-Ferrari) sowie Xavier Maassen HTP-Mercedes SLS aus dem Rennen warfen. Bis hierhin Gott-sei-Dank nur heftiger Materialschaden, aber keine gravierenden Personenschäden!
Richtig schlimm erwischte es Marcus Mahy, der in den Abendstunden mit seinem Kessel-Ferrari mit Vadim Kogay (GT Corse-Ferrari) ausgangs Stavelot kollidierte, über den genauen Unfallhergang ist bis dato nichts bekannt. Mahy wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Lüttich geflogen, lag dort zwischenzeitlich im Koma und soll in den kommenden Tagen an der Wirbelsäule operiert werden muss. Alles erdenklich Gute!
Schließlich krachte Claude-Yves Gosselin in den Morgenstunden mit seinem Sainteloc-Audi in die Mauer ausgangs Blanchimont.
Klar ist: Langstreckenrennen ohne Unfälle gibt es nicht – aber diese Unfälle sind alle der Kategorie „die Kontrolle verloren“ zuzuordnen – und das ist nicht gut!

Auffällig ist zweifellos, dass überwiegend die sog. Gentleman Driver an den Unfällen beteiligt waren – aber warum häuft sich das dieses Jahr?! Im Vergleich zum Vorjahr wurden in allen Sessions der 24 Stunden von Spa rund 1 Sekunde schnellere Rundenzeiten gefahren (z.B. Topzeit Qualifying 2014 (ohne Superpole): 2:19.089 min, im Vergleich zu 2:20.383 min im Vorjahr). Auf den ersten Blick stehen die GT3-Rennwagen für Kontinuität und Stabilität im Reglement. Aber die Teams schlafen nicht und entwickeln ihre Boliden Schritt für Schritt weiter – die Rene Rasts und Maxime Martins dieser Welt fahren damit nahezu gleiche Rundenzeiten wie die GTE-Fahrzeuge aus der WEC (Bestzeit Spa 2014: 2:18.913 min von Gimmi Bruni). Für die nicht ganz so talentierten Fahrer (das soll nicht hämisch klingen, Gentleman Driver sind schon immer zentraler Bestandteil des Langstreckensports) scheint das Fahren am Limit langsam aber sicher zum Ritt auf der Rasierklinge zu werden. Bloß mal so eine Überlegung für mehr Sicherheit: Warum nicht eine konservativere Aerodynamikabstimmung für ProAm- und Gent-Fahrzeuge vorschreiben?!

Ein anderer – nennen wir ihn mal – unschöner Aspekt war das Kräfteverhältnis zwischen den einzelnen Fahrzeugen. Einzig die beiden MarcVDS-BMWs konnten einigermaßen das Tempo der Audis mitgehen, nach einem Auffahrunfall von Jörg Müller reduzierte sich die Anzahl echter Audi-Gegner auf einen einzigen…
Einerseits war die BoP schon einmal besser austariert, andererseits boten die Konkurrenten aber auch wenig gegen die Audi-Übermacht auf: Keine Pro-Fahrzeuge aus den Aston Martin-, Ferrari- und Porsche-Lagern und viele kleinere Defekte bei Mercedes, insbesondere in Form von Reifenschäden – die 4 Ringe hatten es verhältnismäßig einfach!
Erschreckend finde ich nach wie Form die Harmlosigkeit des McLaren MP4-12C bei Langstreckenrennen; symptomatisch die Szene, als Kevin Estre eingangs der Boxengasse selbst Hand im Motorraum seines Boliden anlegen musste!
Bentley, die die letzten beiden Saisonläufe zur Blancpain Endurance Serie gewinnen konnten, zeigten in ihrem ersten 24 Stunden-Rennen eine zufriedenstellende Vorstellung und konnten immerhin einen 9. Rang in der Pro-Klasse einfahren.

Ich gebe zu: Ich habe schon positivere Resümees geschrieben – aber die heftigen Unfälle in Spa und davor am Nürburgring haben mir gar nicht gefallen.

Ergebnis 24 Stunden von Spa 2014 (4. von 5 Läufen zur Blancpain Endurance Serie):

1. #1 WRT-Audi R8 LMS Ultra (Laurens Vanthoor, Markus Winkelhock, Rene Rast) 527 Runden
2. #77 Marc VDS-BMW Z4 (Lucas Luhr, Dirk Werner, Markus Paltalla) -7.077 sek
3. #3 WRT-Audi R8 LMS Ultra (Christopher Mies, Frank Stippler, James Nash) 526
4. #26 Sainteloc-Audi R8 LMS Ultra (Stephane Ortelli, Edward Sandström, Gregory Guilvert) 525
5. #86 HTP Motorsport-Mercedes SLS AMG (Maximilian Buhk, Maximilian Götz, Jazeman Jaafar) 523
6. #53 AF Corse-Ferrari 458 (Niek Hommerson, Louis Machiels, Andrea Bertolini, Marco Cioci) 520 (1. ProAm)
7. #79 Ecurie Ecosse-BMW Z4 (Andrew Smith, Alasdair McCaig, Oliver Bryant, Alexander Sims) 520 (2. ProAm)
8. #52 AF Corse-Ferrari 458 (Steve Wyatt, Michele Rugolo, Craig Lowndes, Andrea Piccini) 519 (3. ProAm)