24 Stunden Nürburgring: Audi-Doppelsieg und offene Fragen

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Letztlich überlegene, weil fehlerfreie Sieger: Marc Basseng / Christopher Haase / Frank Stippler / Markus Winkelhock siegten auf dem schmucken, von Phoenix eingesetzten Bilstein-Audi. © ADAC Nordrhein

Doppelsieg für Audi – Phoenix vor Mamerow – so nüchtern lässt sich das Ergebnis der 24 Stunden Nürburgring 2012 schildern. Der große, langersehnte Erfolg für Audi bei einem Rennen, das von viel Action und Dramatik gekennzeichnet war und in meinen Augen Fragen zur Zukunft des Langstreckensports rund um die Nordschleife aufwerfen sollte. Aber eines nach dem Anderen…

Immer mehr schnelle GT3-Fahrzeuge im Kampf um Sekunden und beinharte Überrundungen – eigentlich logisch, dass das bei insgesamt 170 Fahrzeugen, die Rundenzeiten zwischen 8:30 und 15 Minuten fahren, auf einer engen Rennstrecke nicht durchweg funktionieren kann! Exemplarisch seien die schweren Unfälle des Gemballa-McLaren mit Klaus Ludwig am Steuer am späten Samstagnachmittag sowie des von Nick Tandy gelenkten Nadelstreifen-Porsche am Sonntagmorgen genannt. Dem Langsameren die Schuld zu geben ist einfach, aber nicht gerecht: Einige der Schnellen fuhren objektiv viel zu eng an den langsameren Konkurrenten vorbei!

Als zweite große Herausforderung des Rennens erwies sich der in der Nacht aufziehende Regen, der das Feld durcheinander warf: Der bis dato immer in der Führungsgruppe fahrende #19 Schubert-BMW von Müller / Müller / Alzen / Adorf verlor Zeit mit Schaden an der Antriebswelle. Andere Konkurrenten erwischte es heftiger: Der Falken-Porsche crashte ebenso wie der #17 Vita4One-BMW mit Pedro Lamy heftig und endgültig. Glimpflicher lief es beim #11 Wochenspiegel-Porsche mit Lucas Luhr sowie wenig später auch mit Christopher Mies im #2 Phoenix-Audi im Bereich Pflanzgarten ab – beide konnten weiterfahren.

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Probleme mit den Antriebswellen bei beiden Schubert-Z4s, dazu Kupplungsprobleme in der vorletzten Stunde beim #18 Vita4One-Z4 – bei den schnellen BMWs hat der Defektteufel einfach zu oft zugeschlagen! © ADAC Nordrhein

Richtig gut klar mit den rutschigen Streckenbedingungen am frühen Morgen kam insbesondere Klaus Graf, der den #22 Rowe-Mercedes regelrecht in Führung katapultierte – gegen 10:30 Uhr musste der Flügeltürer jedoch zu einem unplanmäßigen, längeren Boxenstopp wegen defekten Radträgern hereinkommen. Der #20 Schubert-BMW war am Samstagvormittag ebenfalls ganz vorne dabei – zur Mittagszeit musste er zu einem längeren Reparaturstopp wegen defekten Antriebswellen hereinkommen. Dadurch war der siegreiche Phoenix-Audi vorne plötzlich allein auf weiter Flur – wie Uhrwerke laufende R8 Ultras und kürzere, durch ein größere Benzindurchflussmenge als bei der direkten Konkurrenz bedingte Boxenstopps waren letztlich die Garanten für den überlegenen Audi-Doppelsieg.
Eigentlich hätte dann der #65 Heico-Mercedes von Heyer / Schneider / Arnold / Margaritis das Podium vervollständigt, doch 15 Minuten vor dem Ende kapitulierte der Kühler ihres SLS, so dass der Wochenspiegel-Porsche von Lieb / Dumas / Luhr / Lietz nach vorne gespült wurden. Dieser wurde jedoch unmittelbar vor dem Ende auf der Zielgerade ohne Benzin ganz langsam und noch von einen Renault Clio torpediert, so dass das Heico-Schwesterauto von Frankenhout / Simonsen / Kaffer / Arnold abstauben konnte.

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Außer (viel) Spesen nichts gewesen: Die beiden Aston Martin Vantage GT3 hatte mit allerhand technischem Gebrechen zu kämpfen. © ADAC Nordrhein

Neben der Sache mit den gefährlichen Überrundungen sollten die Verantalter das Thema ‚Werkseinsatz‘ beim 24 Stunden-Rennen überprüfen: Es ist ganz klar, dass die Werke Interesse an Langsteckenrennen auf der legendären und schwierigen Nordschleife haben – und das ist auch gut so! Ob wirklich jedes Fahrzeug mit Profis gespickt sein muss? Warum nicht eine ProAm-Regel einführen, womit mindestens 25% jeder Fahrermannschaft ein Amateur sein muss?! Leistungsdichte gut und recht, man darf aber nicht vergessen, dass die sog. „Herrenfahrer“ garant dafür sind, dass auch das übrige Jahr faszinierender Motorsport rund um die Nordschleife stattfindet.

Ergebnis 24 Stunden Nürburgring 2012:

1. Basseng / Haase / Stippler / Winkelhock – Audi R8 LMS – 155 Runden
2. Mamerow / Abt / Ammermüller / Hahne – Audi R8 LMS – 3:35.383 Min.
3. Frankenhout / Simonsen / Kaffer / Arnold – Mercedes SLS GT3 – 11:31.116 Min.
4. Leinders / Palttala / Martin – BMW Z4 GT3 – 1 Runde
5. Fässler / Mies / Rast / Stippler – Audi R8 LMS – 4 Runden
6. Abbelen / Schmitz / Brück / Huismann – Porsche 911 GT3 – 4 Runden
7. Müller / Müller / Alzen / Adorf – BMW Z4 GT3 – 5 Runden
8. Hürtgen / Schwager / Bastian / Adorf – BMW Z4 GT3 – 5 Runden
9. Klingmann / Wittmann / Göransson / Lamy – BMW Z4 GT3 – 5 Runden
10. Zehe / Hartung / Rehfeld / Bullitt – Mercedes SLS GT3 – 5 Runden